MENÜ
Filtern nach

Brillante Lösungen für perfekte Oberflächen

17. Mai 2023

Aus den Anfangsbuchstaben der Firmengründer Josten und Kettenbaum entstand der bis heute bekannte eingekürzte Firmenname. 1940 begann Kettenbaum Schweißgeräte zu entwickeln und legte damit den Grundstein für das bis heute über die Grenzen hinaus bekannte renommierte Unternehmen im Bereich der Schweißtechnik. Werkzeugherstellende Unternehmen, vor allem der Formenbau, waren darüber hinaus an weiteren innovativen Lösungen interessiert. Deshalb wuchs das Engagement der Firmengründer ergänzende Entwicklungen im Bereich der Oberflächenfeinbearbeitung anzubieten. Seit 2010 ist nun Udo Fielenbach Inhaber und Geschäftsführer des Bergisch Gladbacher Unternehmens. Seine Söhne Marc-Andre, Max und Alexander ergänzen das Ganze nun zu einem verlässlichen, modernen Familienunternehmen. Einerseits halten sie an den traditionellen Werten und Maßstäben der Firmengründer fest, auf der anderen Seite überzeugt Joke durch vorangetriebene Eigenentwicklungen und einem hohen regionalen Verantwortungsgefühl. Gute Voraussetzungen also, um gut gerüstet die nächsten Joke-Unternehmensjahrzehnte erfolgreich anzutreten. Alexander Fielenbach erklärt im Interview, was der Markt in Zukunft fordern wird und welche Antworten der europäische Marktführer für die Oberflächenfeinbearbeitung darauf hat.


DIAMOND BUSINESS: Herr Fielenbach, seit ungefähr drei Jahren sind Sie an die Seite Ihres Vaters gerückt. Worin besteht nun Ihre Aufgabe und in welchen Bereichen werden Sie Verantwortung übernehmen?

Alexander Fielenbach: Mein Vater und ich bilden ein Team in der Geschäftsführung. Das gibt mir die Chance täglich von seiner Erfahrung zu profitieren und an seiner Seite zu lernen. Dennoch ergänzen wir uns auch gegenseitig und haben uns über die letzten 3 Jahrebereits gut eingespielt, sodass jeder seine Stärken einbringt.


Wofür steht Joke?

Immer, wenn es um das Schleifen, Läppen, Fräsen, Polieren, Entgraten, Schweißen oder auch das Reinigen geht: Unsere Kernkompetenzen finden Sie in sämtlichen Ausführungen der Oberflächenbearbeitung. Als führender Spezialist auf dem Gebiet der Oberflächentechnik bieten wir rund 20.700 Produkte und verfügen über einen erstklassigen Onlineshop. Die Kunden schätzen vor allem unser umfangreiches Programm für die Metallbearbeitungs- und Werkzeugbranche, angefangen von der Grundausstattung für Oberflächenbearbeitung bis hin zur zusätzlichen Ausrüstung für hochspezielle Anwendungsfälle, wie in der Medizintechnik oder dem Schmuckgewerbe. Unser Metier sind Oberflächenbearbeitungen auf höchstem Niveau, die durch unsere Produkte perfektioniert werden können. Wir garantieren nicht nur höchste Qualität, sondern bieten auch kompetente Beratung und umfassenden Service an. Dabei ist ein Großteil unserer Produktpalette sofort verfügbar und steht in der Regel bereits am Tag nach der Bestellung in der Werkstatt unserer Kunden.


 

Was schätzen Ihre Kunden darüber hinaus?

Insbesondere sind wir bestrebt, möglichst innovativ zu sein und erweitern ständig unser Portfolio. Beginnend bei der eigenen Herstellung von Diamant- Polierpasten bis zu individuell gefertigten Verbrauchsmaterialien und insbesondere durch die Neuentwicklung von Anwendungssystemen im eigenen Haus, auch dann, wenn es sich nur um geringe Stückzahlen handelt. Der damit verbundene große technische Fortschritt verschafft uns ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt. So konnten wir bereits für ein Entwicklungsprojekt den Innovationspreis hier aus der Region gewinnen.


 

Für welches Projekt war das konkret?

"Wir haben mit der ENESKApostprocess ein Nachbearbeitungssystem für die sichere Handhabung mit 3D-Druck Werkstücken entwickelt. In einem eingehausten Arbeitsraum, der über eine leistungsstarke Absaugung verfügt, können die Werkstücke mit Hilfe unserer pneumatischen und elektrischen Werkzeuge vollumfänglich bearbeitet werden. Bisher müssen Anwender für diese Schritte teils Ganzkörperschutzanzüge tragen um sich vor den gefährlichen Staubpartikeln zu schützen. Diese bieten jedoch keinen Schutz vor der zusätzlichen Verpuffungsgefahr. In unserer ENESKApostprocess kann der Bearbeitungsvorgang sicher durchgeführt werden."


 

Was hat sich im Laufe der Joke-Geschichte geändert?

Ursprünglich waren wir ein reines Handelsunternehmen. Von unseren Kunden wurden wir aber in vielen Fällen dennoch als Hersteller wahrgenommen. Dieser Eindruck nach außen scheint so entstanden zu sein, da wir viele unserer Produkte unter unserem Joke-Label vermarktet haben. Seit mehreren Jahren verfügen wir nun erfreulicherweise über eine eigene Entwicklungsabteilung, die in der Lage ist, vom Aufbau bis zur Fertigstellung alles komplett als echte Eigenfertigung zu produzieren. Teilweise bedienen wir uns auch dem Know-how unseres Schwester unternehmens Joke-mechanixs GmbH. Deshalb können wir auch mit dem Qualitätslabel „made in Germany“ werben. Wer kann das heutzutage noch? Angelehnt an den Bedürfnissen des Marktes können wir viele neue Produkte entwickeln. Hierzu trägt der direkte Kontakt zum Kunden mittels unserer Außendienst-Crew einen elementaren Teil bei. Gerade dann, wenn es um spezielle Herausforderungen geht, fährt der Produktmanager gegebenenfalls in den Kundenbetrieb, begutachtet das zu produzierende Werkstück und es wird gemeinsam eine Lösung dafür erarbeitet. Das ist Teil unserer Firmenphilosophie.


 

Zu Ihrem Portfolio gehören auch viele Diamantprodukte. Stellen Sie diese selbst her?

Im Bereich der Diamant- und CBNWerkzeugen arbeiten wir mit renommierten Partnerunternehmen zusammen, deren Produkte für Qualität und Zuverlässigkeit stehen, um optimale Arbeitsergebnisse zu garantieren. Polierpasten und Läppsuspensionen mit Diamantbestand teilen stellen wir zum größten Teil selbst her. Welche Branchen bedienen sie dann? Wir bedienen mit unserem Know-how viele Branchen wie z.B den Werkzeug- Formenbau, die Automobilbranche, den Medizinbereich etc.. Auch der Bereich der Luft- und Raumfahrt ist für uns ein sehr großes Thema, der immer mehr an Bedeutung gewinnt. Darüber hinaus ist der 3-D-Druck ein Bereich, der zukünftig eine zentrale Rolle einnehmen wird. Dort können wir erfolgreich mit unseren Produkten in der Nachbearbeitung ansetzen. Letztendlich sind wir der Komplettausstatter für die Oberflächenfeinbearbeitung. Wir bieten das größte Produktsortiment auf dem Markt an.


 

Sie punkten bei Ihren Kunden mit einem breit gefächerten Außendienst. Wie ist dieser organisiert?

Wir haben sieben Außendienstler, die exklusiv in Deutschland und Österreich unterwegs sind. Darüber hinaus haben wir in vielen europäischen Ländern Exportpartner, die über eigene Außendienstler vertreten sind. Sie haben alle einen technischen Hintergrund, sind regional nah am Kunden und können technische Lösungen anbieten. Für außergewöhnliche, spezielle Anwendungsfälle steht auch immer unser Produktmanagement im Haus beratend zur Verfügung. Zusätzlichen haben wir sechs Präsentationsfahrzeuge im Einsatz. Das heißt, wir haben Schweißmobile, in denen sich funktionstüchtige Laserschweißgeräte finden, ganz realistisch in voller Funktion an einem echten Arbeitsplatz und einem realen Werkstück präsentiert werden können. Selbst die eben erwähnte Nachbearbeitungsstation „postprocess“ können
die Fachanwenderin einem Demofahrzeug vor Ort präsentieren. Diese Anlage kann dann beim Kunden live am Betriebsgelände vorgestellt werden. Zusätzlich zum Außendienst haben wir beispielsweise auch Polier- oder Schweißtrainer, die auf Kundenwunsch aktiv werden und Joke Produkte in der jeweils besten Anwendung vorführen. Auch hier haben wir eine gewisse Vorreiterrolle am Markt eingenommen.


 

Inwiefern haben sich diese Demo bzw. Präsentationsfahrzeuge bewährt?

Letztendlich handelt es sich um kleine fahrende Werkstätten. Kunden können vor Ort die Geräte ausprobieren, gegebenenfalls auch eigene Werkstücke bearbeiten. Gerade dann, wenn wir unsere großräumige Postprocess- Anlage auf dem Betriebsgelände bei unseren Kunden im Demofahrzeug präsentieren können, ersparen wir ihnen die Reisetätigkeit, da solche  großen Anlagen üblicherweise stationär in einem Kundencenter präsentiert werden müssten. Die Entscheidungsfindung beschleunigt sich, denn Anwender können ebenso wie Führungskräfte und Entscheider gleichzeitig und gemeinsam die Anlage auf Herz und Nieren prüfen, sich dabei von den Vorteilen überzeugen. Nach wie vor gibt es aber auch die Möglichkeit, hier bei uns im "Jokeneum" am Standort in Bergisch Gladbach, Schulungen durchzuführen oder Produkte zu präsentieren.



Welche Chancen sehen sie jetzt mit Joke für die nächsten Jahre beziehungsweise, was wird der Markt in Zukunft fordern?

Die größte Herausforderung stellt sich uns in der Marktentwicklung. Wir haben einen sehr hohen Marktanteil, die Marktgröße ist jedoch begrenzt und wird aller Voraussicht nach eher schrumpfen, anstatt zu wachsen. Zum einen ist das vor allem dem technischen Fortschritt geschuldet, speziell dann, wenn es beispielsweise um die Nachbearbeitung von Werkstücken oder Gussteilen geht und zum anderen spielt der Fachkräftemangel eine wesentliche Rolle. Gleichzeitig bieten sich jedoch Chancen für neue Märkte. Marktzuwachs sehen wir deshalb vor allem im 3-D-Druck und in der Automatisierung. Darüber hinaus punkten wir mit unseren
Kernkompetenzen, die da heißen: Größe, umfangreichstes Sortiment auf dem Markt, höchste Qualität sowie Beratungsleistungen in Form des technischen Know-hows.


 

Seit über zehn Jahren hat Ihr Vater das Unternehmen erworben. Welchen Beweggrund gab es dafür und was hat sich seitdem verändert?

1994 hatte er bereits sein erstes eigenes Unternehmen gegründet. Er bot Ingenieursdienstleistungen für die Automobilbranche an. Er selbst hatte sich besonders der kaufmännischen Seite verschrieben. Begonnen hatte er mit sechs Mitarbeitern und 2009 wurde dann das Unternehmen mit 450 Mitarbeitern veräußert. Ursprünglich war sein Plan, sich komplett aus dem Arbeitsleben zurückziehen. Nach ein paar Monaten wollte er sich aber wieder neuen Herausforderungen stellen und über Umwege kam der dann zur Joke- Gruppe. Das Unternehmen wurde saniert und in vielen Bereichen neu und breiter aufgestellt. Mittlerweile hat sich nicht nur die Mitarbeiterzahl verdreifacht, sondern auch Umsätze konnten deutlich gesteigert werden. Heute erleben wir ein äußerst wirtschaftlich gesundes und stabiles Unternehmen. Dabei geht es uns darum, ein Arbeits umfeld zu gestalten, indem sich Mitarbeiter wohlfühlen, relativ selbst bestimmt und eigenverantwortlich arbeiten können. Die Firmen zugehörigkeit ist überdurchschnittlich lang und die Fluktuation erfreulicherweise gering. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir es mit unseren Mitarbeitern geschafft haben, euro päischer Marktführer in den Bereichen der Oberflächenfeinbearbeitung zu werden. Der Ruf, den Joke schon vorher hatte, war exzellent. Die Basis war damit gelegt und unsere Aufgaben bestanden darin, in gewissen Bereichen wieder bessere Strukturen zu schaffen.


 

Alexander Fielenbach war und ist schon immer Fan des Motorsports gewesen. Nach der Fachoberschule und dem Besuch der höheren Handelsschule hatte er sich zunächst für eine klassische Ausbildung zum Industriekaufmann in einem Großkonzern entschieden, um praktische Erfahrungen zu sammeln und um einen umfassenden Einblick in alle unterschiedlichen Abteilungen des Konzerns zu erhalten. Als begeisterter Hobbyrennfahrer und der Passion für den Rennsport begann er nach seiner Ausbildung in einem 5-Mann-Unternehmen zu arbeiten, das sich dem Rennsport verschrieben hatte. Damit konnte er seine Leidenschaft und seine beruflichen Aufgabenbereiche zum einen gut miteinander in Einklang bringen, und zum anderen lernte er in diesem Kleinstunternehmen gegensätzliche Strukturen kennen, die seinen Erfahrungshorizont erweiterten. Nach sechs Jahren kam der Wunsch ins väterliche Unternehmen zu wechseln, da er sich neuen Herausforderungen und Aufgaben stellen wollte. Gerne begleitet er seinen Vater nun im täglichen Geschäft und sie beraten und entscheiden elementare Dinge gemeinsam. In vielen Punkten ist er auch beeindruckt von der Herangehensweise seines Vaters, der mittlerweile schon auf viele Jahre Unternehmensleitung und Erfolge in seinem Leben zurückblicken kann. Wie auch im Rennsport sieht sich der 31-jährige nicht als Einzelkämpfer, sondern ist froh, dass er bei Joke ein ganzes Team hinter sich versammeln kann. Dabei sei es ihm wichtig, dass viele Entscheidungen in den einzelnen Abteilungen autark getroffen werden können und damit
Verantwortlichkeiten auch klar defi niert seien. Besonders fasziniert ist Alexander vom „Bauchgefühl“ seines Vaters, der bisher in den vergangenen Jahren mit seinen intuitiven Entscheidungen immer goldrichtig gelegen hat. Das brachte ihm nun auch eine Einladung beim Bundespräsidenten ein, da er innerhalb kürzester Zeit Maschinen bei Joke-mechanix GmbH so umfunktionieren konnte, dass Millionen von Infektionsschürzen während der Corona-Pandemie produziert werden konnten. Für Alexander Fielenbach ist Erfolg das Ergebnis aus Einsatz und Leidenschaft und wie auch im Rennsport ist es ihm wichtig, stets dem eigenen, individuellen Weg zu folgen.

VITA ALEXANDER FIELENBACH