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Dixi Polytool – Erstklassige Präzisionswerkzeuge bringen nicht nur Uhrwerke zum Laufen

17. Mai 2023

Wenn man an die Schweiz denkt, dann kommen einem schnell Schweizer Käse, hohe Berge und zwangsläufi g auch Schweizer Uhren in den Sinn. Ganz speziell, wenn es um Luxusuhren geht, steht die Schweiz mit zahlreichen Herstellerfi rmen an erster Stelle. Der Ursprung der heutigen Uhrmacherei in der Schweiz entstand im 17. Jahrhundert. Damals flohen rund 20.000 Hugenotten aus Frankreich in die Eidgenossenschaft. Diese brachten nicht nur viel Fachwissen über tragbare Uhren mit, sondern auch die Kompetenz der Gold- und Silberschmiedekunst. So entstand über viele Jahre eine sich stark entwickelnde Uhrmacherkunst, besonders um Genf herum, der Stadt nach der französischen Grenze im Süden der Schweiz. Auch Dixi Polytool ist aufgrund der geographischen Lage mit der ansässigen Uhrendindustrie groß geworden. Mittlerweile produziert Dixi Polytool zwar immer noch für die Uhren- und Schmuckindustrie, hat sich aber als hervorragender Lieferant für Präzisionswerkzeuge aus VHM, PKD und Diamant längst einen Namen gemacht und bedient zusätzlich den Bereich der Mikrotechnologie, der Medizintechnik, den Automobilbereich und die Luft- und Raumfahrt. Ein Fokus der Schweizer Holding- Unternehmensgruppe, die sich immer noch im Familienbesitz befindet, besteht darin, die Internationalisierung ständig voranzutreiben. Neben Niederlassungen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland fi ndet sich seit 2019 nun auch eine neue Niederlassung in Österreich.

Eine Werkzeugfertigung von Dixi-Polytool Schweiz besteht seit 1968 in Birkenfeld, an der Haustür zum Schwarzwald, nähe Pforzheim. Wolfgang Würtz, einst Außendienstmitarbeiter für Dixi-Polytool, verantwortet als Geschäftsführer die Produktion und den Vertrieb in Deutschland für die Diamant- und PKD-Werkzeuge mit insgesamt 38 Mitarbeitern.

Herr Würtz, wie kam es, dass Sie Geschäftsführer von Dixi Polytool hier in Deutschland geworden sind?

Wolfgang Würtz: Lange Zeit bin ich Fertigungsmeister bei einem mittelständischen Unternehmen gewesen, dessen Schwerpunkt im Bereich Federn und Stanzteilen liegt. Vor 16 Jahren erhielt ich das Angebot für eine Außendiensttätigkeit für den Raum  Schwarzwald, dass ich damals aufgrund der räumlichen Nähe zu meinem Wohnort gerne angenommen habe. Des Öfteren kam ich dann nach Birkenfeld, um Fertigungsprozesse zu optimieren und um Abläufe effizienter zu gestalten. Später wurde ein neuer Vertriebsmitarbeiter für meinen Bereich gesucht und mir wurde die Stelle als technischer Leiter hier in Birkenfeld angeboten. Als der damalige Geschäftsführer plötzlich verstarb, wurde ich gefragt, ob ich die Leitung für die Niederlassung übernehmen wollen würde. Zunächst war ich mir etwas unsicher, ob ich der Verantwortung gewachsen bin, aber meine Zweifel wurden besonders von meinem Schweizer Vorgesetzten aus dem Weg geräumt.



Inwiefern arbeiten Sie mit Dixi Polytool in der Schweiz zusammen?

Wir pflegen einen sehr guten und engen Austausch mit unseren Schweizer Kollegen und stimmen beispielsweise Fertigungsthemen immer wieder miteinander ab. Kunden, die Interesse zeigen, erhalten bei Bedarf Werksbesichtigungen oder Schulungen, hier vor Ort oder auch am Hauptsitz. Wir hier in Birkenfeld fertigen hauptsächlich Standard- und Sonderwerkzeuge für den Bereich der PKD- und Diamantwerkzeuge, aber auch Sonderhartmetallwerkzeuge. Darüber hinaus
vertreiben wir auch die Produkte der Katalogware plus Sonderwerkzeuge aus der Schweiz. Kurzum: Hervorragende Werkzeuglösungen für vielfältigste Anwendungen.



Mit Sonderwerkzeugen, „made in Birkenfeld“, heben Sie sich damit von vielen Werkzeugherstellern ab?

Absolut, wir fertigen hier kleinste Stückzahlen. Wo fi ndet man das noch? Darüber hinaus sind wir sehr fl exibel, sind absolut verlässlich, arbeiten präzise und sehr schnell. Wir analysieren die Kundenbedürfnisse und gehen auf unseren Kunden zu 100% ein. Nicht zu vergessen: Bei uns arbeiten viele Mitarbeiter schon sehr viele Jahre, respektive Jahrzehnte. Wir können damit auf einen unglaublichen Erfahrungsschatz zurückblicken. Unsere Mitarbeiter „können“ Diamantwerkzeuge und vor allem sind sie richtige Schleifexperten. Kunden wissen das zu schätzen. In Maschinen investieren ist die eine Sache, kompetente, fachkundige und erfahrene Mitarbeiter an den Maschinen zu haben, die andere.


 

Es gibt viele Branchen, die Sie bei Dixi bedienen, angefangen von der Uhren- und Schmuckindustrie, über die Medizintechnik bis hin zum Automobilbereich. Wo liegen die Schwerpunkte bei Dixi-Polytool?

Nun, durch die verschiedenen Sparten, die wir bedienen können, ist es uns möglich, die eigenen Ressourcen im Unternehmen optimal zu nutzen. Das Kerngeschäft liegt aufgrund der Firmenhistorie immer noch sehr stark in der Schmuckund Uhrenindustrie, aber auch im Bereich der Hochglanz bearbeitung, zum Beispiel für mechanische Spiegel, oder auch für die verchromten Teile im Bereich Sanitär sind unsere Kompetenzen sehr gefragt. Sehr leitungsstark sind wir auch in der Kunststoffindustrie z. B., wenn es um die Fertigung transparenter Kunststoffteile geht. Ein weiteres Einsatzgebiet unserer PKD-Werkzeuge sehen wir in der Bearbeitung von bleifreiem Messing, ein Markt der immer mehr an Bedeutung findet. Dadurch, dass wir breit aufgestellt sind, konnten wir immer sehr robust und sicher so manche Flaute in einzelnen Bereichen souverän durchstehen. Außerdem haben wir den Vorteil, dass wir als Anbieter von Vollmetallwerkzeugen, PKD- und Diamantwerkzeugen die komplette Palette an Lösungen anbieten können. Unser Kunde bekommt von uns die Werkzeuge aus einer Hand, egal um welchen Anwendungsfall es sich handelt.


 

Auf der letzten AMB hatten Sie eine Messeneuheit präsentiert. Worum handelt es sich und welchen Nutzen hat Ihr Kunde?

Im Bereich Hartmetall konnten wir durch unsere Schweizer Forschungs- und Entwicklungsabteilung den innovativen Hochleistungsfräser Dixi 7453 COOL+ auf den Markt bringen, der eine spezielle Kühlmittelführung aufweist. Das Kühlmittel wird direkt an den Schneidennach unten geführt. Durch die beschleunigte und zielgerichtete Kühlung kann die Hitzeentwicklung aufgrund des Zerspanens von Materialen mit geringer Wärmeleitfähigkeit, zum Beispiel Edelstahl, Titan oder Nickellegierungen,
drastisch reduziert werden. Die Standzeit wird enorm verlängert und die dadurch entstanden Schnittparameter sprechen für sich. Gerade in der Serienproduktion ist die Zeitersparnis immens. Und im Diamantbereich punkten wir mit einer neuen Reihe der Glanzfräsköpfe Dixi 82.000, die wir weiterentwickeln konnten. Hier gehen wir erstmals in die kleineren Durchmesser rein, zum Beispiel Durchmesser 30, aber auch 18. Diese Fräsköpfe finden für kleine Maschinen ideale Verwendung, z. B. für kleine Portalfräsmaschinen. Dafür sind diese Werkzeuge ideal. Erstmals haben wir sie auf der AMB im September präsentiert.


 

Welchen Aufgaben stellt sich Dixi in den nächsten Jahren?

Schon vor mehreren Jahren haben wir bei Dixi mit Lean Manufacturing begonnen, um kontinuierlich Prozesse zu optimieren, dem starken Wettbewerb entgegenzutreten und um auch dann standhaft zu sein, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich eintrüben. Neben der kompletten Reorganisation der Fertigungsprozesse spielt dabei der menschliche Faktor für uns eine elementare Rolle. Viele Schritte haben wir zwar schon in die richtige Richtung getan, um die Effizienz zu steigern oder um bestehende Abläufe und Strukturen zu optimieren, dennoch sind wir nun an einem Punkt angekommen, wo wir auch einen prüfenden, externen Blick benötigen, um gewohnte Abläufe zu
hinterfragen oder eingefahrene Routinen zu verlassen.


 

Was kann Dixi Polytool Birkenfeld von den Schweizer Kollegen lernen?

Sie konnten den Prozess des Lean Manufacturing bereits abschließen. Viele Abläufe, Aktivitäten, die für die Wertschöpfung notwendig sind, wurden überholt, optimal aufeinander abgestimmt und überflüssige Tätigkeiten wurden vermieden. Wir können von diesem abgeschlossenen Entwicklungsprozess
nur profitieren und das ein oder andere auf unsere Prozesse übertragen.


Und umgedreht? Was kann Dixi-Polytool Schweiz von Birkenfeld lernen?

Wir sind im Diamantwerkzeugbereich mit Sicherheit ein guter Partner und Teamplayer für unsere Kollegen. Ideen und neue Werkzeuge reichern die Zusammenarbeit
und Motivation gegenseitig an. Wir passen Fertigungsstrategien und Arbeitsabläufe einander an und tauschen uns aus. Diese partnerschaftliche Kooperation kommt final
auch unseren Kunden zugute.


 

Die AMB ist für Dixi Polytool in Birkenfeld die wichtigste Messe. Gibt es sonst noch Ausstellungen, auf denen Sie Ihre Werkzeuge präsentieren?

Für uns in Deutschland ist tatsächlich die AMB die wichtigste Branchenmesse, wo wir fast alle Kunden antreffen. Darüber hinaus stellen wir auch bei den Dreh- und
Spanntagen in Schwennigen aus, die nicht uninteressant für uns sind. Unsere Schweizer Kollegen finden sich natürlich auf vielen Schweizer sowie internationalen
Messen.



Welchen Kurs schlagen Sie für die kommenden Jahre ein?

Um die Effizienz zu steigern, wird es vermutlich verstärkt in Richtung Standardwerkzeuge gehen müssen. Allerdings möchte ich betonen, dass es gerade im Bereich der Uhren- und Schmuckindustrie wohl eher keine standardisierten Werkzeuge geben wird. Nach wie vor wird die Sonderfertigung eine wichtige Rolle für uns hier spielen. Wir haben natürlich auch Diamant-Wendeschneidplatten für die industrielle Bearbeitung, wo wir große Expansionsmöglichkeiten sehen. Grundsätzlich schaue ich optimistisch in die Zukunft, was den Unternehmenserfolg bei Dixi betrifft.


 


Eigentlich konnte es sich der gebürtige Schramberger nicht vorstellen, jemals Geschäftsführer eines Unternehmens zu werden. Zehn Jahre war er für Dixi-Polytool (Niederlassung Deutschland) im Außendienst für den Schwarzwald und der Bodenseeregion tätig, bevor ihm dann vor sechs Jahren die Unternehmensführung in Birkenfeld aus Krankheitsgründen seines Vorgängers angeboten worden war. Zur Geschäftsführung ermutigt wurde er von seinem Chef in der Schweiz, der davon überzeugt war, dass er aufgrund seiner langjährigen Mitarbeitertätigkeit, den Produktkenntnissen und seinen Erfahrungen als Werkzeugmechaniker und Mechanikermeister für die Rolle prädestiniert sei. Sein Know-how, das er zuvor fast 25 Jahre in einem anderen metallverarbeitenden Unternehmen sammeln konnte, kam ihm ein stückweit auch zugute, obwohl die Branche nicht die Gleiche war. Lange Zeit war er dort u. a. verantwortlicher Ausbildungsleiter für Werkzeugmechaniker.


Danach konnte er noch mehrere Jahre Erfahrungen als Fertigungsleiter für den Automotive Bereich sammeln. Als er vor 16 Jahren für den technischen Vertrieb im Schwarzwald und für die Bodenseeregion angeworben wurde, nahm er das Angebot gerne an, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Mehr und mehr sah er sich dann jedoch in der Verantwortung, die Fertigungsprozesse in Birkenfeld zu optimieren. Alsbald wurde ihm die technische Leitung übertragen. Seit fast sechs Jahren ist Wolfgang Würtz nun „Wochenendheimfahrer“. Längst sind seine Kinder aus dem Haus, deshalb sieht man ihn manchmal am Wochenende nur mit seiner Frau zusammen die Bodenseeregion zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden. Überhaupt, so meint er, würde er sich sehr gerne am Wochenende in seine Werkstatt zurückziehen, um seinem Hobby nachzugehen. Bedenklich stimme ihn die momentane Entwicklung in Deutschland, besonders dann, wenn er einen Blick auf die steigenden Energiepreise und die Facharbeitersituation werfe. Die deutsche Niederlassung hatte zwar im letzten Jahr ein gutes Umsatzplus erzielen können, dennoch wurde das Plus von den exorbitanten Energiekosten zunichte gemacht und etwaige angedachte Investitionen mussten vertagt werden. Dem 57-jährigen ist es wichtig, stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter zu haben und ab und zu unterhält er sich auch gerne mit seinem vitalen 88-jährigen Vater, der einst eine ähnliche Position innehatte und als Außenstehender bestimmte Dinge unter ganz anderen Gesichtspunkten betrachten würde. Wenn er einmal selbst dieses stolze Alter erreicht habe, wünsche sich Wolfgang Würtz, dass sein Traum längst Wirklichkeit geworden sei: Einmal im Leben wollte er dann für unbestimmte Zeit mit einem Campingbus durch die Lande gereist sein, ohne Zeitdruck und ohne Verpflichtungen. Bis es dann so weit ist, wird er weiter am Unternehmenserfolg von Dixi-Polytool feilen und so manches Uhrwerk laufen lassen. Schließlich fühle er sich auch seinem 38 Mann starkem Dixi-Mitarbeiter-Team noch verpflichtet.

VITA WOLFGANG WÜRTZ