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NAWA - Kreative, maßgeschneiderte Werkzeuglösungen - überzeugend schwäbisch

20. September 2023

1989 – ein wahrlich geschichtsträchtiges Jahr. Nicht nur ein Jahr des Mauerfalls und der Wende, sondern auch der hoffnungsfrohe Beginn einer selbstständigen Tätigkeit für die beiden Unternehmensgründer Manfred Walz und seinem Geschäftspartner Nastula, die gemeinsam in Veringenstadt auf der Schwäbischen Alb mit NAWA (steht für Nastula und Walz) den Grundstein für eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte gelegt haben. Mit Pioniergeist und basierend auf der Idee, außergewöhnliche Werkzeuglösungen für den Maschinenbau, die Automobilbranche, für die Luftfahrt und dem Energiesektor anzubieten, erstreckte sich das Service- und Produktportfolio bald auch auf PKD- und Sonderwerkzeuge aus Hartmetall und HSS. Als Herr Nastula im Jahr 2002 aus gesundheitlichen Gründen das Unternehmen verließ, standen nur zwei Optionen zur Verfügung: Entweder hätte es einen neuen Partner gebraucht oder die Finanzierung hätte auf neue Füße gestellt werden müssen, mit der Folge einer zusätzlichen Neuverschuldung für den damaligen Jungunternehmer Manfred Walz. Erfreulicherweise sah EMUGE-FRANKEN, ein Systemanbieter und führender Hersteller von Werkzeugen für das Gewinden, Bohren, Fräsen, Prüfen und Spannen in NAWA ein ergänzendes, interessantes Portfolio, so dass sich eine produktive Zusammenarbeit recht schnell im darauffolgenden Jahr anbahnte. Schon nach kurzer Zeit wurde auf der grünen Wiese in Veringenstadt ein schmuckes, modernes Firmengebäude mit neuen Maschinen und zusätzlicher Produktionskapazität errichtet. Damit wurde die Basis für die kommenden NAWA-Unternehmensjahrzehnte gelegt. Im Interview spricht Manfred Walz über seine Idee der Selbständigkeit und über neue Pläne des Werkzeugspezialisten mit dem starken Partner EMUGE-FRANKEN im Background.

Aus welcher Idee heraus kam der Entschluss der Selbständigkeit?

Manfred Walz: Ich war viele Jahre zuvor bei einem anderen Werkzeughersteller in Baden-Württemberg beschäftigt gewesen. Irgendwann war es mir wichtig, neue Ideen für Werkzeugkonzepte umzusetzen, hatte innovative Lösungen für die Werkzeugentwicklungen im Kopf, aber die Umsetzung im damaligen Unternehmen gestaltet sich leider recht schwierig. Deshalb drängte ich auf den Weg in die Selbständigkeit. Meinem damaligen Kollegen Nastula erging es ähnlich, so dass er sich mit ins Boot nehmen ließ. Recht schnell konnten wir dann zusätzliche Mitarbeiter einstellen.


 

Herr Nastula schied 2002 aufgrund gesundheitlicher Motive aus der Geschäftsführung aus, bereits im Jahr 2003 stand ein starker Partner mit EMUGE-FRANKEN zur Verfügung. Was hat sich seitdem für Sie verändert?

Schnell lagen die Pläne für ein neues Firmengebäude mit möglicher Kapazitätserhöhung auf dem Tisch. Außerdem wurde in neue  Maschinen investiert. Es war wieder ein kleiner Neuanfang, mit einem starken Unternehmensverbund im Rücken. Der Fokus auf die Werkzeugproduktion und auch die Produktpalette blieben zunächst jedoch gleich. Erst in den letzten Jahren haben wir das Portfolio auf den Bereich der Diamantwerkzeuge erweitert. Inspiriert dazu wurden wir von einem Kunden, der auch PKD-Werkzeuge im Projektgeschäft angefragt hatte. Anfangs hatten wir zugekauft, später, nicht nur aufgrund von Lieferschwierigkeiten haben wir dann in eigener Regie die PKD-Werkzeuge gefertigt. Deshalb bieten wir nun die komplette Produktschiene an: Angefangen vom HSS-Bohrer, über Vollhartmetallwerkzeuge, hartmetallgelötete Werkzeuge, wendeschneidplattenbestückte Werkzeuge, PKD- und CBN-Werkzeuge. Unsere Kunden schätzen es sehr, dass sie aus dem kompletten Produktbereich wählen können. Dabei agieren wir ziemlich autark, das heißt wir können dem Kunden alles aus einer Hand anbieten. Darüber hinaus haben wir auch Werkzeuge für die Holzbearbeitung im Portfolio.


 

Was schätzen Kunden besonders an NAWA?

Wie schon eben erwähnt, legen unsere Kunden Wert auf die Produktvielfalt, darüber hinaus können wir aber auch mit Lieferschnelligkeit punkten, da wir nahezu alle Werkzeuge im Haus fertigen können. Kunden bekommen damit, wie eben schon erwähnt, alles aus einer Hand. Ein großes Verkaufsargument ist in jedem Fall auch unsere durchgängige Dokumentation, die wir unseren Kunden jederzeit zur Verfügung stellen können. Das beginnt schon bei der Angebotsphase bis hin zur Auslieferung. Gerade bei wiederkehrenden Bestellungen spielen diese Aufzeichnungen eine entscheidende Rolle. Die Kunden können sich zu 100 Prozent auf dieselbe Ausführung verlassen. Wir unterscheiden uns dahingehend sehr stark von ähnlichen Unternehmen, die diese Aufzeichnungen nicht, oder nicht in diesem Umfang bieten können. Darüber hinaus fertigen wir nahezu nur Sonderwerkzeuge an, die spezielles Know-how erfordern. Unsere Kunden erhalten von uns maßgeschneiderte, individuelle Werkzeuglösungen. NAWA kann für den Kunden das Werkzeug exakt so auslegen, so wie er es benötigt.


 

NAWA fertigt bisher hauptsächlich für den Automobilbereich, respektive für den Verbrennungsmotor. Welche Antwort haben Sie auf die Weichenstellung der europäischen Politik, den Fokus nicht mehr länger auf den Verbrenner zu legen?

Erfreulicherweise ist unser Exportanteil für außereuropäische Märkte sehr hoch. Gerade auch unsere Auslandsniederlassungen, wie beispielsweise Mexiko oder USA bleiben stabile Vertriebspartner, wenn es um unsere Werkzeuglösungen geht.


Wie haben Sie Ihren Vertriebsaußendienst, respektive Vertrieb organisiert?

Herr Weizenegger und ich sind für NAWA direkt beim Kunden unterwegs. Darüber hinaus sind wir mit NAWA an die Vertretungen von EMUGE angebunden. Dadurch wird mit unseren Werkzeugen ein großer Markt abgedeckt.


Woran arbeiten Sie gerade?

Nicht nur aufgrund des Facharbeitermangels, sondern auch, um die Effizienz zu steigern, um unsere Mitarbeiter zu entlasten und um gewünschte Ergebnisse positiv zu beeinflussen, arbeiten wir an einer Automatisierung von Geschäftsprozessen. Jedoch spielen hierbei die Stückzahlen natürlich eine entscheidende Rolle. Deshalb lohnt sich in vielen Teilen eine Automatisierung nur dann, wenn die Losgrößen das auch hergeben. Aus diesem Grund muss bei jeder Investitionsentscheidung auch immer genau abgewogen werden.
Erst vor kurzem haben wir in eine Anlage mit mannloser Fertigung investiert. Aus Unternehmenssicht war diese Investition sicherlich ein wichtiger Schritt für die Zukunft.

Seit einigen Jahren arbeiten Sie bei NAWA nur noch im Einschicht-Betrieb. Aus welchem Grund haben Sie diese Entscheidung getroffen?

In der Zeit vor Corona und auch während der Pandemiezeit sind uns leider einige Aufträge weggebrochen und Kurzarbeit wurde angemeldet. Es hat sich gezeigt, dass unsere Mitarbeiter die routinierte Arbeitszeit von früh morgens bis in die Nachtmittags-/Abendstunden sehr begrüßt haben. Unser Maschinenpark wurde daraufhin etwas erweitert, damit es zu keinen  Kapazitätsengpässen kommt.


Haben Sie bei NAWA jemals darüber nachgedacht, das Portfolio zu vergrößern, zu verändern oder Produkte hinzuzunehmen? Räumliche Kapazitäten wären ja in der Tat vorhanden…

In den vergangenen Jahren hatten wir den Bereich der Lohnbearbeitung mit aufgenommen. Es war uns damit möglich, Mitarbeiter trotz Konjunkturflaute zu beschäftigen, allerdings hat es sich final nicht gerechnet. Unterm Strich konnten wir nicht davon profitieren. Unser Maschinenpark ist nicht für diese Arbeiten ausgerichtet. Insgesamt bieten wir alle Werkzeuge an, die am Markt angeboten werden. Als Teil der Firmengruppe EMUGE-FRANKEN können wir ein sehr umfangreiches Sortiment an Werkzeuglösungen anbieten. Natürlich könnten wir hier am Standort Veringenstadt zusätzlich Standardwerkzeuge produzieren, aber hier korrelieren wir dann mit EMUGE-FRANKEN. Es macht definitiv keinen Sinn, an beiden Standorten gleiche Produkte zu fertigen.

Bieten Sie auch laserbearbeitete Werkzeuge an?

Wir benötigen den Laser in der Regel nur für Spanleitstufen. Alle anderen Werkzeuge bekommen wir mit unseren Erodiermaschinen in ausreichender Qualität gefertigt. Es gibt mit Sicherheit einige Produkte, die mittels Laserbearbeitung präziser gefertigt werden können. Möglicherweise steht auch eine Investition in diese Richtung in den nächsten Jahren an. Hier sind wir noch am Sondieren.


Auf der EMO-Messe, die jetzt im September stattfindet, können sich Kunden auch ein Bild von NAWAWerkzeugen machen. Können Sie hier die Kooperation mit EMUGE-FRANKEN nutzen?

Zum einen bietet sich die Gelegenheit an, mit EMUGE-FRANKEN die Standfläche zu teilen, um unser ganzes Portfolio und die gesamte Produktvielfalt zu präsentieren. Zum anderen können sich durch diese Messe nicht nur neue Geschäftskontakte anbahnen, sondern die EMO ist auch ein Treffpunkt mit unseren langjährigen Kunden und den Vertriebspartnern aus dem Ausland. Das Zusammentreffen in Hannover gestaltet sich dadurch sehr effizient auf allen Seiten.

Was glauben Sie Herr Walz, welchen Herausforderungen werden Sie sich in den nächsten Jahren stellen müssen?

Es steht natürlich die Gefahr im Raum, dass die Energiekosten noch weiter ansteigen werden und die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland darüber hinaus beeinträchtigt wird. Klar, auch das Ausland hat mit steigenden Energiekosten zu kämpfen, aber nicht im gleichen Maß, wie es uns hier in Deutschland zugemutet wird. Um den Energieverbrauch zu reduzieren, haben wir uns u. a. auch entschieden, den Schichtbetrieb aufzugeben.


Wo sehen Sie NAWA in 10 Jahren?

Unser Ziel ist es, das Projektgeschäft weiter auszubauen, denn es gewinnt immer mehr an Bedeutung durch die fortschreitende Ausweitung internationaler Geschäftsaktivitäten. Wir sind in der Lage, diesen Service zu leisten, da wir uns in den letzten Jahren sehr gut projektbezogen und organisatorisch effektiv aufgestellt haben. Durch den starken Partner – EMUGE-FRANKEN – im Rücken, ist es uns möglich, die Herausforderungen annehmen zu können. Die ersten Erfolge geben uns bereits recht. Deshalb wird der Fokus in den nächsten Jahren verstärkt darauf liegen.

Manfred Walz hat nach seiner Ausbildung zum Werkzeugmechaniker und Techniker zunächst ein paar Jahre in der Produktion bei namhaften Werkzeugherstellern gearbeitet, bevor er in die Konstruktion gewechselt ist. Anschließend konnte er auch im technischen Außendienst wertvolle Erfahrungen beim Kunden vor Ort sammeln. Privat läuft der gebürtige Benzinger leidenschaftlich gerne Marathon oder sogar 100-Kilometer-Läufe. Und er sieht darin durchaus Parallelen zu seiner beruflichen Selbständigkeit: In jedem Fall, so meint er, brauche man einen langen Atem und Ausdauer. Ohne einkonsequentes und langfristiges Training laufe nämlich weder beim Marathon im wahrsten Sinne des Wortes gar nichts, noch wäre es ohne entsprechendes Engagement möglich, das Unternehmen erfolgreich durch die Jahrzehnte zu führen. Und auch beim Ausdauertraining gelte allgemein der Grundsatz: Ausdauer werde früher oder später belohnt, um dann auch langfristige Ergebnisse erwarten zu können. Dass er und sein Team die Weichen richtig gestellt haben, respektive einen guten „Job“ abgeliefert haben, spiegelt sich im aktuellen Auftragseingang und im sich anbahnenden Projektgeschäft wider. Seine Stärken sieht der Baden-Württemberger in der Konstruktion, in der Entwicklung und in der Suche nach kreativen Lösungen. Häufig gelte er bei NAWA auch als Allrounder, da er, wenn es mal eng werden sollte, in allen Bereichen aushelfen könne und notfalls auch mal an der Maschine stehen müsse. Falls er sich mal nicht um die Produktion von Sonderwerkzeugen kümmert oder nicht „laufend“ auf der Schwäbischen Alb unterwegs ist, könnte es sein, dass man ihn gemeinsam mit seiner Frau Eleonore und seinen Enkelkindern am Bodensee entdeckt. Dankbar ist Manfred Walz vor allem für seine engagierten Mitarbeiter, die für ihn das Rückgrat des Unternehmens sind und somit entscheidend für ein gutes Gelingen und letztendlich zum NAWA-Unternehmenserfolg beitragen.

VITA MANFRED WALZ